6. Propriorezeptive Schuheinlagen
Bis zu 50 % der Patienten in einer Praxis sind mit anlagebedingten oder erworbenen Fußveränderungen behaftet. Bei über 60 % dieser Patienten stellt der Fuß für das aktuelle Problem die kausale, und bei den restlichen 40 % eine mitverantwortliche Störung dar. Diese große Anzahl betroffener Menschen liegt zum größten Teil an dem seit Kindesbeinen an einseitigen und monotonen Gebrauch unserer Füße.
Entwicklungsgeschichtlich wurde der menschliche Fuß als universelles „Gehwerkzeug“ entwickelt. Die Dreipunktstütze, die elastischen Fußwölbungen, die relativ große Auflagefläche und die stabile Konstruktion, aber auch ein relativ hohes Gewicht der unteren Extremität gewährleistet eine gute und stabile Auflagefläche. Sie eignet sich bestens zur Anpassung an große und kleine Unebenheiten, Schräglagen und ebene Untergründe, an langes ausdauerndes Gehen und Traben. Weniger geeignet ist unser „Gehwerkzeug“, wegen des hohen Gewichtes, zum schnellen und ausdauernden Sprinten.
In der heutigen Zeit fehlen dem Fuß größtenteils die stimulierenden und formgebenden Reize des Untergrundes, welche dem Fuß in den Kinderjahren die Form geben könnten. Plane und zum Teil glatte Untergründe sind für eine Vielzahl der Menschen in den Industrieländern von Kindesbeinen an Normalität. Wir finden heute Schuhwerk mit festen/harten Sohlen die sich zum Teil nur mit größerer Kraftanstrengung verformen lassen. Dies ist auch bei Kinderschuhen anzutreffen. Die Folge der fehlenden formativen Reize sind Fehlbildungen des anatomischen Fußes und ein insuffizienter passiver und aktiver Stützapparat.
Neurologisch ist der menschliche Fuß über seine segmentale Zuordnung mit vielen Körperregionen verbunden. Teilbereiche des Knies, der Hüfte, der Schulter, des Ellbogens, der Hand, das SIG, verschiedene Organe, und selbst der cranio-mandibuläre Bereich können als Folge einer Fußstörung zum Opfer des Fußes werden. Dies kann sich akut oder rezidivierend gestalten.
Aus diesen Gründen ist es unerlässlich den Fuß in das Gesamtgeschehen einzubeziehen und in die therapeutische Intervention einzubinden.
Die in der Kurseinheit benutzte moderne propriorezeptive Schuheinlage unterscheidet sich von den bisherigen orthopädischen Einlagen durch mehrere Vorzüge. Die Einlagen arbeiten aus neurologischer/orthopädischer Sicht über eine funktionelle/biomechanische/neurologische Korrektur des veränderten Fußbereiches. Die Korrektur wird durch ein anderes Funktionsprinzip erreicht. Vergleichbar mit dem Vorgang <Ein Stein im Schuh> verändert der Patient aktiv die Abroll- und Belastungsmechanismen. Durch diese aktive Änderung, der Patient weicht dem Druckpunkt aus, es erfolgt eine:
Korrektur des physikalischen Gangbildes.
Die entsprechende Muskulatur wird geschult und gekräftigt.
Es erfolgt eine Adaption der bindegewebigen Strukturen an die neue Situation (Kapsel- und Bandapparat, Faszien etc.).
Der konstante Stimulus führt über einen längeren Zeitrahmen zu einer Abspeicherung und Rekonfigurierung im Bereich des Kleinhirns und den beteiligten korrespondierenden motorischen Zentren ==> Es erfolgt eine Schulung der sensomotorischen Fähigkeiten.
Dies kann aber nur über Reize erfolgen, welche eine mittlere bis hohe Intensität besitzen und über einen längeren Zeitrahmen auf den Körper einwirken. Die Reize müssen auch den biomechanischen Bedürfnissen des menschlichen Fußes entsprechen.
Dies ist die sinnvollste Art, eine therapeutische Änderung am Fuß umzusetzen. Die normalen Einlagetypen können durch ihre Schalenformen, durch die benutzten Materialien und dem zum Teil unter biomechanischen Gesichtspunkten der Fußanatomie/Fußdynamik falsch positionierten Stützpunkten, dieser Forderung nur begrenzt nachkommen.
Während des Kurses werden die Prinzipien der Biomechanik des Fußes, Folgen der häufigsten Fußfehlformen, Grundzüge der Ganganalyse und eine praktische Ganganalyse mittels einer vor und nach der Korrektur, durchgeführten Videoaufnahme erläutert. Eine Anleitung für die zu fertigente Einlage, in der Aufbau, Position und Anwendungsrichtlinien erklärt werden folgt vor dem praktischen Teil. Der Teilnehmer fertigt unter Anleitung dann selbst eine propriorezeptive Einlage an.
Zielsetzung dieser Kurseinheit:
Der Teilnehmer ist in der Lage eine bestehende Fußfehlform zu erkennen, und bei einem Zusammenhang und Bedarf mit der aktuellen Problematik eine individuelle propriorezeptive Einlage anzufertigen. Dabei berücksichtigt er über ein Testverfahren die neuronalen Auswirkungen und die biomechanische Faktoren.
Das vermittelte Wissen kann aber auch für einen professionellen Kontakt zu einem Orthopädiemechaniker für Schuheinlagen benutzt werden, um eine mögliche Zusammenarbeit einzuleiten.
imfl
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